„Am Sonntag, dem ersten Tag der Woche, in aller Herrgottsfrühe, gingen die Frauen mit dem Balsam, den sie besorgt hatten, zum Grab. Der Stein aber, der das Grab verschlossen hatte - er war weggerollt worden.“ (Lk 24,1-2)
Woran denken Sie beim Stichwort „Sonntag“? Ausschlafen? Gemütliches Frühstück? Tatort?
Für Christen ist der Sonntag der erste Tag der Woche, der Tag Gottes. Ein Tag, der sich gerne von allen anderen Wochentagen absetzen soll, vielleicht durch mehr Zeit für sich und die Familie, aber eben auch durch Zeit für und mit Gott.
Unsere Sonntagsgedanken sind wöchentliche Impulse von unterschiedlichen Menschen, meist zu den Schrifttexten des jeweiligen Sonntags. Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie Ihren Sonntag zu einem besonderen Tag!
Sonntagsgedanken April 2024
Joh 10,11-18
Das Bild vom Hirten und den Schafen ist sicherlich ein bekanntes und doch heute eher ungewöhnliches Bild. Wer ist schon gerne Schaf und läuft seinem Hirten einfach nach? Auch beim Hirten kann es einen "Beigeschmack" geben, wenn er nur an der Wolle oder am Fleisch der Schafe interessiert ist. Aber beides passt nicht so wirklich zu Jesus. Ihm geht es nicht um Macht oder Ertrag. Ihm geht es um eine vertrauensvolle Verbundenheit, die sich auch im gegenseitigen "Kennen" ausdrückt. Weil der gute Hirt seine Schafe kennt, setzt er sich für sie ein, für ihr Leben, für ihre Zukunft. Er ist da, endgültig und ohne Vorbehalte. Bei diesem Hirten dürfen wir uns geborgen wissen.
Christian Adolf
Lk 24,35-48
Jesu Freunde und Jünger sollen "begreifen", was da in der Auferstehung geschehen ist, und zwar wortwörtlich. Er fordert sie im heutigen Evangelium auf, ihn anzufassen, um zu verstehen. Christen glauben an die leibhaftige Auferstehung. Wie soll das gehen? Lange Zeit war das Schema "unsterbliche Seele - hinfälliger Leib". Ein zentraler Satz im heutigen Evangelium: "Ich bin es selbst." Genau darum geht es. Gott nimmt in der Auferstehung mein ganzes Leben an. Nichts geht verloren. Alles, was mich ausmacht, die Beziehungen und Freundschaften, die ich gepflegt habe, die Liebe, die ich geschenkt habe oder die mir geschenkt wurde, ... alles das wird eingesammelt und von Gott verwandelt, vollendet und zu neuem, ewigen Leben geführt. Darauf darf ich hoffen am Ende meines irdischen Lebens.
Christian Adolf
Joh 20, 19-31
Die Jünger haben sich eingeschlossen. Zu verunsichert sind sie nach all den Ereignissen des Osterfestes: Jesus, ihr Freund und Lebensbegleiter ist gestorben und soll doch auferstanden sein? Vielleicht ist die verschlossene Tür auch ein Bild für ihre verschlossenen Herzen. Sie sind unfähig, sich dem Neuen gegenüber zu öffnen. Jesus, der Auferstandene, überwindet im Evangelium dieses Sonntags diese Verschlossenheit. Er kann zu den Jüngern durchdringen und sie ermuntern, nach draußen zu gehen und mit der Hilfe von Gottes Geist die Botschaft Jesu zu verkünden. In diesem Sinne dürfen auch wir uns heute angesprochen und eingeladen fühlen, Jesu österliche Gemeinde zu werden: offen, einladend, friedvoll.
Christian Adolf
Sonntagsgedanken März 2024
Mk 16,1-8
Das Grab offen und kein Toter. Das bedeutet so viel wie: Hier sucht ihr an der falschen Stelle, wenn ihr dem Auferweckten begegnen wollt. Das Grab ist leer, es beinhaltet keine Botschaft über ihn. Der Engel schickt die drei Frauen sogar fort vom Grab, nämlich dorthin, wo alles begonnen hat, nach Galiläa. Dort begann Jesus zu predigen, dort lernte er die ersten Jünger kennen, dort startete er seinen Weg. Der Engel schickt die Frauen zurück an den Anfang des Weges Jesu, was so viel heißen kann wie: Geht den Weg noch einmal! Auferwecken meint also kein fernes Jenseits, sondern beginnt dort, wir wir den Weg Jesu gehen, wo wir uns sein Gottvertrauen als Beispiel nehmen, wo wir mit Güte und Liebe agieren, wo wir hier und jetzt neues Leben ermöglichen. Das ist Ostern, Tag für Tag.
Christian Adolf
Mk 14,1 - 15,47
Die Passionsgeschichte lenkt den Blick auf die letzten Tage und Stunden im Leben Jesu. Es ist beschlossene Sache, dass Jesus sterben muss. Seine Botschaft und sein Handeln bringen zu viel Unruhe in das Volk. Die Mächtigen haben Angst, dass dieser Jesus aus Nazareth die Verhältnisse auf den Kopf stellt, unangenehme Fragen stellt. Aber sie haben auch Angst vor der Reaktion des Volkes. Schließlich hat Jesus durch sein Reden und Wirken viele Menschen wieder auf den Weg des Lebens gebracht.
Darin liegt die ganze Tragik: Jesus, der eigentlich in die Welt kommt, um den Menschen zum Leben zu verhelfen, muss nun selbst sterben. Der Leidensweg Jesu mag vielleicht helfen, sich dem Leiden in der Welt, im eigenen Leben auf neue Art und Weise zu stellen, ohne daran zu zerbrechen, weil am Ende des Weges die Erlösung, die Herauslösung aus allem Leidvollen, Hoffnungslosen und Tödlichen steht.
Christian Adolf
Joh 12, 20-33
Das Bild vom Weizenkorn, das in die Erde fällt und zur neuen Pflanze wird, ist ein vertrauter Text, den ich aber immer wieder in seiner Bedeutung für mein Leben übersetzen muss. Hier ein Versuch: Ich darf mein Leben genießen und ein gutes Leben haben, aber ich muss darauf achten, dass ich nicht einfach für mich lebe. Der Sinn meines Lebens erwächst wesentlich daraus, dass es mir gelingt, anderen Leben und Wachsen zu ermöglichen. Dort, wo es mir gelingt, dem Leben zu "dienen", dort wachse ich selbst über mein eigenes Dasein hinaus. Da entsteht etwas Neues, dessen Teil ich sein darf. Ich gewinne also das Leben in dem Maße, in dem ich bereit bin, das eigene Leben dafür zu "opfern".
Christian Adolf
Joh 3, 14-21
Nikodemus ist einer Männer im Neuen Testament, die mit Jesus über ihren Glauben sprechen. Nachts kommt er mit all seinen Fragen und Zweifeln zu Jesus. Und dabei geht es nicht um Kleinigkeiten. Nikodemus interessiert sich für den Kern des Glaubens: Gott schickt seinen Sohn in die Welt, damit diese durch ihn gerettet wird und neues, ewiges Leben gewinnt. Indem Jesus sein Leben bis in die äußersten Winkel des Todes durchdringt, stößt er uns eine Tür zum neuen, unverlierbaren, ewigen Leben bei Gott auf.
Christian Adolf
Joh 2, 13-25
Jesus räumt im heutigen Sonntagsevangelium auf. Er schmeißt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel, weil er nicht will, dass das Haus Gottes zur Markthalle wird. Er macht zugleich deutlich: Ihm geht es weniger um den Tempel aus Stein, sondern um die Menschen, bei und in denen er wohnen will. Menschen sind für ihn selbst ein Heiligtum, das Gottes Geist und Botschaft ausstrahlen kann und soll. An uns Menschen soll konkret im Alltag ablesbar werden, wofür Gott eintritt. Wie gehe ich mit diesem Zuspruch "Tempel Gottes" zu sein um?
Christian Adolf