zum Lesen
„Am Sonntag, dem ersten Tag der Woche, in aller Herrgottsfrühe, gingen die Frauen mit dem Balsam, den sie besorgt hatten, zum Grab. Der Stein aber, der das Grab verschlossen hatte - er war weggerollt worden.“ (Lk 24,1-2)
Woran denken Sie beim Stichwort „Sonntag“? Ausschlafen? Gemütliches Frühstück? Tatort?
Für Christen ist der Sonntag der erste Tag der Woche, der Tag Gottes. Ein Tag, der sich gerne von allen anderen Wochentagen absetzen soll, vielleicht durch mehr Zeit für sich und die Familie, aber eben auch durch Zeit für und mit Gott.
Unsere Sonntagsgedanken sind wöchentliche Impulse von unterschiedlichen Menschen, meist zu den Schrifttexten des jeweiligen Sonntags. Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie Ihren Sonntag zu einem besonderen Tag!

Sonntagsgedanken Oktober 2023
Mt 21,33-43
Der Text dieses Sonntags hat es in sich: Wer sich nicht nach dem Willen Gottes richtet, dem wird das Reich Gottes weggenommen! Das klingt eher nach Drohbotschaft als nach "Frohbotschaft". Die neue Wirklichkeit Gottes, die das Hier und Heute prägen soll, ist ein Geschenk Gottes an uns, aber gleichzeitig auch Auftrag und Verantwortung. Wir sollen aktiv an dieser neuen Wirklichkeit, dem Reich Gottes mitwirken. Unser Glauben soll sichtbare und spürbare Früchte bringen. Darauf kommt es Jesus an. Uns wird von Gott etwas anvertraut und zugetraut. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um? Was mache ich damit?
Christian Adolf
Mt 21,28-32
Wenn ich mit Jugendlichen und jungen Menschen zu tun habe, dann fällt mir immer auf, dass sie stark auf die Glaubwürdigkeit der Menschen achten, mit denen sie es zu tun haben. Und Glaubwürdigkeit ist für die Kirche in diesen Tagen ein großes Thema. Zu viele Unglaubwürdigkeiten haben Menschen in der Vergangenheit erlebt, erleben sie vielleicht heute noch und erwarten dann nicht mehr viel von der Kirche.
Im Evangelium dieses Sonntags geht es letztlich auch um die Glaubwürdigkeit. Es geht um die damalige religiöse Elite, die ihre Frömmigkeit und ihre Gerechtigkeit wie ein Schild vor sich her trugen, aber letztlich keinen Blick und keine Sensibilität für die eigenen Schwächen hatte. Das kam damals nicht gut an. Das kommt auch heute nicht gut an, weder bei politischen Verantwortungsträgern, noch bei kirchlichen Mitarbeitenden.
Auch Jesus wird diesbezüglich sehr deutlich: "Zöllner und Dirnen kommen eher in das Reich Gottes als ihr." - Auch ich selbst muss mich immer wieder fragen: Wie glaubwürdig bin ich denn eigentlich? Tue ich das, was ich sage? Oder bin ich mit mir selbst großzügiger als mit den Menschen in meiner Umgebung?
Christian Adolf
Sonntagsgedanken September 2023
Mt 20,1-16
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg führt oft zur der Frage: "Was ist eigentlich gerecht?" Wäre es nicht gerecht, wenn diejenigen mehr bekommen, die auch länger gearbeitet haben? Andererseits hält sich der Weinbergbesitzer an die Absprachen und gibt allen das, was vereinbart ist. Gottes Gerechtigkeit scheint eine andere zu sein. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg wird deutlich: Das, was Gott schenkt, ist nicht steigerbar. Das gibt es kein "mehr" oder "besser", was wir vielleicht aus unseren alltäglichen Zusammenhängen gewohnt sind. Mehr als in Gottes Gemeinschaft sein und leben zu dürfen, ist eben nicht möglich. Das ist nicht überbietbar.
Christian Adolf
Mt 18,21-35
"Barmherzigkeit" ist ein zentraler Begriff in unserer Kirche. Leicht kommt er über die Lippen. Jeder und jede wünscht sich einen barmherzigen Umgang. Schließlich sind wir alle nur Menschen! Wie aber steht es um meine Bereitschaft, "barmherzig" mit den Menschen in meiner Umgebung umzugehen. Im Alltag erlebe ich oft Gegenteiliges. Ob im Supermarkt an der Kasse, in der S- oder U-Bahn, im Miteinander der Gesellschaft überhaupt. Da geht es vielfach eher unbarmherzig zu. Der Blick und die Sensibilität für die Schwächen anderer Menschen ist groß. Hier fallen mir schnell Dinge und Verhaltensweisen auf, die ich nicht in Ordnung finde. Bin ich mit meinem eigenen Verhalten auch so kritisch? "Hättest du nicht auch Erbarmen haben müssen, wie ich mit dir Erbarmen hatte?" - so die Frage vom Herrn an seinen Knecht. Barmherzigkeit ist nicht nur ein zentraler Begriff in unserer Kirche, es ist auch eine zentrale Haltung im alltäglichen Umgang, die das Zusammenleben einfacher und lebenswerter macht.
Christian Adolf
Mt 18,15-20
Wie leben wir als Gemeinschaft der Glaubenden eigentlich miteinander? Diese Frage ist so etwas wie die Kernfrage des Sonntagsevangeliums. Wenn ich diese Frage ernst nehme, gilt sie auch für die Gemeinden unserer Pfarrei heute: Wie leben wir als Gemeinde? Haben wir einander im Blick? Tragen wir Verantwortung füreinander? Mich beschleicht bei diesen Fragen ein ungutes Gefühl. Was weiß ich eigentlich von den Menschen, die rechts und links von mir im Gottesdienst sitzen? Kenne ich ihre alltäglichen Sorgen und Herausforderungen? Oder feiern wir den Gottesdienst und hinterher taucht jede/r wieder in das eigene Leben ab? Gedacht ist die Gemeinschaft der Glaubenden anders: Alle haben sich im Blick, tragen Verantwortung für das Leben der Gemeinschaft, vereint durch den Glauben an den lebendigen Gott.
Christian Adolf
Mt 16,21-27
Zweifellos können zwischen dem, was Gott will und dem, was ich will, Welten liegen. Ich habe Pläne für mein Leben, Vorstellungen, Ziele und weiß, in welche Richtung es gehen soll. Aber ist das auch die Richtung, in die Gott mit mir will? Im Evangelium dieses Sonntags macht Jesus im Gespräch mit Petrus deutlich, worum es geht: sich auf den Weg / den Plan Gottes einzulassen. Klar wird dabei auch: Es geht nicht darum, das eigene Leben zu retten. So wie Jesus sich für die Menschen seiner Zeit einsetzt, um sie aus den Verstrickungen von Angst, Gewalt und Tod zu befreien, so sollen auch wir uns in unserem Lebensstil daran orientieren, wo wir anderen Menschen Lebensmöglichkeiten eröffnen können. Das ist das, was Gott im Sinn hat!
Christian Adolf