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„Am Sonntag, dem ersten Tag der Woche, in aller Herrgottsfrühe, gingen die Frauen mit dem Balsam, den sie besorgt hatten, zum Grab. Der Stein aber, der das Grab verschlossen hatte - er war weggerollt worden.“ (Lk 24,1-2)
Woran denken Sie beim Stichwort „Sonntag“? Ausschlafen? Gemütliches Frühstück? Tatort?
Für Christen ist der Sonntag der erste Tag der Woche, der Tag Gottes. Ein Tag, der sich gerne von allen anderen Wochentagen absetzen soll, vielleicht durch mehr Zeit für sich und die Familie, aber eben auch durch Zeit für und mit Gott.
Unsere Sonntagsgedanken sind wöchentliche Impulse von unterschiedlichen Menschen, meist zu den Schrifttexten des jeweiligen Sonntags. Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie Ihren Sonntag zu einem besonderen Tag!

Sonntagsgedanken April 2023
Mt 26,14 - 27,66
Mit Jesus kam damals jemand in die Welt, der sich unter die Menschen mischte, ihre Not spürt, sensibel ist für Ungerechtigkeiten und Ausgrenzung. Er steht besonders denen bei, die Unterstützung brauchen. Er ist glaubwürdig und überzeugend. Das spüren die Menschen damals und bereiten ihm daher einen jubelnden Empfang in Jerusale. Das ahnen wir vielleicht auch heute.
Jesus steht für eine andere Weltordnung, für Liebe, Menschlichkeit, Solidarität. Er steht dafür ein, völlig selbstlos, ohne Allüren. Er ist damit damals und vielleicht auch heute ein Gegenbild zu dem, was wir sonst in der Welt erleben: Kampf um eigene Interessen, Krieg, Fortschritt um jeden Preis, Ausbeutung in vielfältiger Form. Solidarität ist da nicht unbedingt selbstverständlich.
Jesus solidarisiert sich damals wie heute mit den Menschen, die in diesem Strudel aus "höher, schneller, weiter" unterzugehen drohen. Und diese Solidarität gilt bis ans Ende, bis ins Äußerste. Das darf ich auch auf mich beziehen: Ich bin in meinen Ausweglosigkeit und Niederlagen nicht allein. Jesus trägt mein Leben und Leiden mit.
Das darf und soll auch mich solidarisch sein lassen, da wo es in meinem Umfeld Not tut. Gelebte Solidarität, das ist auf der einen Seite Zusage an uns, aber eben auch Auftrag. Ich kann selbst solidarisch sein, weil ich mich von Jesus solidarisch gesehen und begleitet weiß.
Christian Adolf
Sonntagsgedanken März 2023
Johannes 11, 1-45
Die Erweckung des Lazarus ist eine bekannte Erzählung, die immer wieder neue Dinge entdecken lässt. Mich beeindruckt immer wieder: Jesus lässt sich vom Tod seines Freundes und der Trauer um ihn anrühren und er weint selbst. Er weiß also um menschliches Leid und um die damit verbundene Trauer und ist davon selbst betroffen. Gott thront nicht unberührt von unserem Schicksal irgendwo fern im Himmel, sondern geht unser Leben mit den Höhen und Tiefen mit.
Natürlich geht es in der Erzählung um den Tod, aber auch vor allem um „Lebendigkeit“, die nämlich dort zum Ausdruck kommt, wo Menschen ihr Leben miteinander teilen, sich gegenseitig tragen und stützen, im Glauben an ein größeres Ganzes miteinander verbunden bleiben. Hier bekommt der Glaube ein alltägliches, ganz konkretes Gesicht und lässt auch die „tödlichen“ Momente durchleben und gemeinsam überstehen. Die Lebendigkeit heute kann Vorgeschmack des vollendeten Lebens bei Gott sein.
Christian Adolf
Johannes 9,1-9.13-17-34-38;
Das Leben des Blinden im Evangelium hat im wahrsten Sinne des Wortes "keine Aussicht". Seine Blindheit, die Vorurteile der Menschen, da kommt er so einfach nicht heraus. Aber Jesus sieht ihn, den Menschen, mit all seinen Nöten und Herausforderungen. Der Blinde lässt sich vertrauensvoll auf die Worte und die Aufforderungen Jesu ein. Er wird sehend und sieht die Welt nun mit anderen Augen.
Gehöre ich selbst zu den "Sehenden" oder den "Blinden"? Sehe ich nur, was ich will und blende andere Dinge aus? Vielleicht blende ich angesichts der vielen täglichen Eindrücke Dinge aus. Aber was ist der Maßstab dabei? Sehend zu sein ist sicherlich auch ein Risiko, weil ich Dinge entdecken kann, die ich zuvor nicht gesehen habe. Sehend zu sein, das bedeutet vielleicht auch unbequem zu sein und auf Dinge hinzuweisen, die andere längst aus dem Blick verloren haben. Das kann unbequem werden, weil das bedeutet, dass man nicht einfach dem Blick und der Sicht der Politik, der Wirtschaft, der Mächtigen folgt. Vielleicht auch und gerade in der Kirche.
Jesus möchte aber "sehende" Menschen, die Augen haben für Andere, für sich selbst, für das Leben.
Christian Adolf
Johannes 4,5-15.19b-26.39a.40-42
Sehr ungewöhnlich, was da im Evangelium dieses Sonntags geschieht. Eine Frau geht schon viele Jahres Wasser holen am Brunnen, doch bei diesem Besuch bricht etwas Neues in ihr Leben, mitten im alltäglichen Tun. Jesus, der als Mann eine Frau anspricht, auch das ist ungewöhnlich, zur damaligen Zeit ein Tabubruch. Er ist Jude, sie ist Samariterin, auch das ist damals unvorstellbar. Jesus scheint diese Grenze zwischen Gruppen nicht wichtig. Er sieht den Menschen.
Was als Gespräch über das Wasser beginnt, wird sehr schnell zum Gespräch über Gott, über eine gewisse Tiefe im Leben angesichts vieler Oberflächlichkeiten, über die Sehnsucht nach "mehr".
Wer oder was stillt meinen Lebensdurst? Das ist so etwas, wie die Schlüsselfrage im Gespräch. Ich glaube eine wichtige Frage für mein Leben, aber stelle ich sie mir? Wage ich Gespräche über diese Frage mit anderen Menschen in meiner Umgebung? Das Gespräch mit der Samariterin erreicht diese Tiefe Schritt für Schritt. Sie wird schließlich selbst zur Quelle für die anderen Menschen, die sie aus ihrem Dorf zusammenholt.
Solche Menschen, solche Gespräche können Quelle sein, in eine neue Tiefe führen, wenn wir uns denn dafür Zeit nehmen. Die Fastenzeit lädt dazu ein!
Christian Adolf
Matthäus 17,1-9
Das, was wir an diesem Sonntag im Evangelium hören, wird oft als „Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor“ beschrieben. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, wohl wissend, was ihn dort erwartet, nämlich der Prozess.
Auf diesem Weg steigt Jesus mit drei seiner Jünger auf den Berg Tabor. Dort ereignet sich, was „Verklärung“ genannt wird, ein Moment der Klarheit, der die Wirklichkeit in einem neuen Licht erscheinen lässt. Ausgehend von Mose und Elija wird Jesus hier wohl klar, wohin sein Weg führen wird, nämlich vom Berg Tabor zum Berg Golgotha.
Es gibt in unserem Gotteslob unter der Nummer 363 ein Lied, das diese biblische Erzählung aufgreift und vertont. Dort heißt es:
Herr, nimm auch uns zum Tabor mit, um uns dein Licht zu zeigen!
Lass unsre Hoffnung Schritt um Schritt mit dir zu Gott aufsteigen!
Du wirst auch uns verklären, Herr der Herren.
Lass leuchten deine Herrlichkeit, von der die Seher künden!
Mach uns für Gottes Reich bereit, wo alle Mühen münden.
Du wirst auch uns verklären, Herr der Herren.
Dann geh mit uns vom Berg hinab ins Tal der Alltagssorgen
Und sei uns Weg und Wanderstab durchs Kreuz zum Ostermorgen.
Du wirst auch uns verklären, Herr der Herren.
Vielleicht kann dieser Text in den kommenden Tagen begleiten und den Blick weiten für die Lichtmomente der Klarheit, die uns die Wirklichkeit neu sehen lassen.
Christian Adolf